Adobe, Salesforce, Marketo und mehr: Die großen Marketing Clouds im Überblick

Die Digitalisierung hat das Marketing revolutioniert. Wie vielfältig und komplex das Thema inzwischen geworden ist, zeigen die großen Marketing Clouds der IT-Riesen Adobe, Salesforce, Oracle und Co. Wir stellen sie vor und führen weitere ganzheitliche Lösungen auf, von denen nicht nur große Unternehmen profitieren.

Marketing Cloud Leaders

Kaum eine andere Unternehmensdisziplin hat sich im Zuge der Digitalisierung so stark gewandelt wie das Marketing. Produkte verbreiten, Marken aufbauen, ROI steigern. Die Ziele der Marketer sind zwar in Zeiten von Cloud, Social, Mobile, Big Data und Künstliche Intelligenz dieselben geblieben. Doch die Art und Weise wie Unternehmen diese Herausforderungen angehen hat sich im Laufe der letzten Jahre dramatisch verändert. Das kann man an der rasanten Entwicklung der großen Marketing Clouds von IT-Riesen wie Oracle, Adobe, IBM, SAP oder Salesforce ganz gut beobachten. Marketing ist das neue Schlachtfeld der größten Tech-Unternehmen geworden.

In der aktuellen Studie “The Forrester Wave: Enterprise Marketing Software Suites” definiert das Forschungs- und Beratungsunternehmen Forrester Research eine Marketing Cloud als ein “integriertes Portfolio aus Marketing-Technologie-Produkten mit Analyse-, Automatisierungs– und Orchestrierungsfunktionen für erkenntnisgestützte Kundeninteraktionen, die Inbound- und Outbound-Marketing unterstützen”. Schlanke SaaS-Lösungen, die sich auf eine bestimmte Aufgabe fokussieren beziehungsweise eine Fachabteilung adressieren – man denke etwa an reine Marketing- oder Help-Desk-Tools – sind gerade bei größeren Unternehmen nicht geeignet. Denn sie bilden Silos und verhindern, dass unternehmensweite Kundenprozesse abgedeckt werden können. Ein ganzheitlicher Blick auf den Kunden über alle Kontaktpunkte und Kanäle hinweg – egal ob auf Twitter, auf der eigenen Website, beim Kundensupport oder sogar offline – ist nicht möglich. Aus diesem Grund sind ganzheitliche Marketing-Plattformen im Enterprise-Sektor stark im Kommen.

Ganzheitliche Marketingplattformen

Entstanden sind diese meist durch die Übernahme kleinerer Spezialanbieter und deren Integration zu einem Gesamtsystem. So bestehen sie aus mehreren modular aufgebauten Lösungen, die unter einer einheitlichen Benutzeroberfläche zusammengeführt werden können. Auch wenn jede Plattform ihre individuellen Schwächen und Stärken hat, so gibt es bestimmte Funktionalitäten, die von jeder modernen Marketing Cloud angeboten werden. Hierzu zählen beispielsweise Data-Management-Werkzeuge, die verschiedene Datenquellen an zentraler Stelle kombinieren und Kampagnenmanagement-Systeme, die eine regelbasierte Automatisierung von Marketing-Aufgaben über verschiedene Kanäle ermöglichen. Hinzu kommen umfangreiche Tools für Segmentierung, Testing, Social-Media-Management und -Monitoring, sowie Web Content Management. Analytics spielt bei allen führenden Clouds ebenfalls eine zentrale Rolle. 

Was eine Marketing Cloud jedoch wirklich ausmacht, ist die Möglichkeit, eine 360-Grad-Sicht auf den Kunden zu erhalten und den Kunden an jedem Berührungspunkt eine optimale und durchgängig konsistente Erfahrung zu bieten, erklärt Bernd Wagner, Regional Vice President bei der Salesforce Marketing Cloud. Individuelle “Customer Journeys” sowie das Experience Management zur Personalisierung der Inhalte für Websites, Landingpages, mobile Apps, etc. werden dabei in den Mittelpunkt gestellt.

Adobe: Der Marktführer

Die Untersuchungen von Forrester ergaben, dass Oracle, Adobe und Salesforce auf diesem Marktsegment den Ton angeben. Zu diesem Ergebnis kommt ebenfalls Gartner, der auch den kalifornischen Marketing-Spezialisten Marketo zu den Leaders zählt. Von allen Kontrahenten ist Adobe am längsten auf dem digitalen Marketingmarkt. Mit der Übernahme der Marketing-Analytics-Lösung Omniture hat der Multimedia-Riese im Jahr 2009 damit begonnen, sein Konzept von einer integrierten Marketing-Plattform aufzubauen. Seitdem hat Adobe das eigene Angebot immer weiter ausgebaut und durch verschiedene Übernahmen ergänzt.

So gilt die Adobe Marketing Cloud heute nicht nur als einer der Marktführer, sondern auch als eine der umfangreichsten Enterprise-Marketing-Suites auf dem Markt. Sie besteht aus acht einzelnen Lösungen, die aufeinander abgestimmt sind. Unternehmen versetzen diese in die Lage, tiefe Einblicke in das Verhalten ihrer Kunden zu gewinnen, personalisierte Kampagnen zu erstellen und Inhalte professionell zu verwalten. Hierzu zählen neben der auf Basis von Omniture entwickelten Web-Analyse-Lösung “Adobe Analytics” auch die Daten-Management-Plattform “Adobe Audience Manager”, “Adobe Target” für Analyse und Targeting und “Adobe Campaign” für Cross-Channel-Kampagnenmanagement. Ein Social-Media-Tool, ein umfangreiches CMS für die Erstellung von Websites, Apps und Formularen, eine Lösung zur Optimierung der Performance von Media-Kampagnen, sowie eine integrierte TV-Plattform für personalisierte TV- und Filmerlebnisse runden das Funktionsspektrum der Adobe Marketing Cloud ab. Adobe bietet zudem Schnittstellen zu verschiedenen Business-Anwendungen von Salesforce, SAP, Microsoft und weiteren Top-Anbietern, sowie Know How, Support und professionelle Beratungsdienste an.

Gemeinsam mit dem Hersteller überlegen Kunden, welche Lösungen für ihre Bedürfnisse sinnvoll sind und wie sie in ihre eigene IT-Landschaft integriert werden sollen. Externe Agenturen und Beratungsunternehmen, die als zertifizierte Adobe-Partner auftreten, können Unternehmen bei der Einführung der Marketing Cloud unterstützen. So viele Möglichkeiten haben natürlich auch ihren Preis. Wie hoch der ist, lässt sich pauschal nicht sagen. So gibt es innerhalb der einzelnen Lösungen verschiedene Lizenz- und Abrechnungsmodelle, während weitere Faktoren wie Unternehmensgröße, Beratungsleistungen oder Integrationen ebenfalls eine Rolle spielen. Fest steht: Die mächtige Adobe Marketing Cloud kann sich nicht jeder leisten.

Salesforce: Nicht nur für Enterprise-Kunden

Ganzheitliche Marketing-Lösungen sind jedoch nicht nur für Konzerne, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen wertvoll. “Denn auch sie müssen den Veränderungen durch die Digitalisierung Rechnung tragen und die gestiegenen Erwartungen ihrer Kunden erfüllen. Daher geht es für Firmen aller Größen darum, ihren Kunden an jedem Berührungspunkt eine optimale und durchgängig konsistente Erfahrung zu bieten”, erklärt Wagner. Auch wenn viele bei Salesforce sofort an große Unternehmen denken, so richtet sich das umfassende Cloud-Angebot des kalifornischen SaaS-Pioniers eigentlich auch an Startups und KMUs. Das trifft insbesondere auf die Salesforce Marketing Cloud zu.

Ihre Stärke ist laut Wagner der Plattform-Gedanke. Denn Salesforce bietet nicht nur eine umfangreiche Marketing-Lösung, sondern vereint diese mit seinen weiteren Clouds für Vertrieb, Service, Analytics, Apps, E-Commerce und mehr. Marketer haben dadurch über jedes Gerät, sei es Laptop, Desktop, Tablet oder Smartphone, Zugriff auf ein aktuelles und ganzheitliches Kundenprofil mit Informationen von allen Berührungspunkten, also auch vom Vertrieb, Help-Desk oder Call-Center eingesteuerten Infos. Dadurch können sie jeden Kunden individuell entsprechend seiner Historie, Bedürfnisse und Erwartungen bedienen.

Anders als Adobe, Oracle und die allermeisten Enterprise-Software-Anbieter, die aus den Preisen ihrer Lösungen ein großes Geheimnis machen, wird die Salesforce Marketing Cloud zu direkt kalkulierbaren Preisen mit einer öffentlichen Preisliste angeboten. KMUs, die zum Beispiel auf E-Mail-, Web-, und Mobile-Marketing setzen möchten, können bereits mit 400 Euro pro Monat (bei jährlicher Abrechnung) einsteigen. Für das Social-Media-Marketing-Modul kommen aber schon weitere 1.200 Euro monatlich hinzu. Preislich gibt es nach oben natürlich keine Grenzen.

Marketo: Automation im Fokus

In direkter Konkurrenz zur Salesforce Marketing Cloud steht Marketo. Die komplett auf Deutsch lokalisierte Lösung wird als eine umfassende Marketing-Automation-Plattform vermarktet, von der ebenfalls sowohl große Unternehmen als auch Mittelständler profitieren können. Mit E-Mail, Mobile, Social, Web, Werbung, Analytics, Personalisierung, Predictive Content und Automatisierung bietet Marketo neun separat erhältliche Produkte, die alle wichtigen Aspekte des digitalen Marketings abdecken. In der zentralen Engagement Marketing Plattform, die mit den aufgeführten Marketing Clouds vergleichbar ist, werden sie alle unter einen Hut gebracht.

Zu den zentralen Features, mit denen die Marketo-Cloud aufwartet, zählen unter anderem E-Mail-Marketing, Lead-Management, Customer Engagement und SEO. Hinzu kommt ein umfassendes Integrationspaket, das die Einbindung von weiteren Business-Anwendungen ermöglicht. Anwenderunternehmen können sich aus den verfügbaren Software-Lösungen ihre individualisierte Marketing Cloud entsprechend den eigenen Anforderungen zusammenbauen. Ein wichtiger Baustein der Plattform ist der “Audience Hub”.  Durch die Beobachtung des Online- und Offline-Verhaltens über verschiedene Kanälen hinweg erhalten Anwender detaillierte Erkenntnisse über ihre Kunden. Diese 360-Grad-Rundumsicht hilft Unternehmen bei der Gestaltung von individuellen Echtzeit-Interaktionen, die jeden einzelnen Kunden direkt ansprechen.

All-in-One-Lösungen für KMU

Weitere moderne Marketing-Lösungen, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und die sich auch Mittelständler leisten können, sind zum Beispiel InfusionSoft, AgileOne, Maropost und ActiveCampaign. Diese sind allerdings nur auf Englisch verfügbar und auf dem deutschen Markt nicht so stark präsent. Es gibt jedoch einige US-Anbieter, die diese beiden Kriterien erfüllen. Hierzu zählen SiteCore und HubSpot. Auch wenn der Funktionsumfang bei diesen Diensten nicht so groß ist wie bei den führenden Enterprise-Lösungen, so bieten sie alles, was kleine und mittlere Unternehmen benötigen, um unternehmensweite Marketing-Prozesse auf einer zentralen Plattform optimal abzudecken.

HubSpot zählt zu den erfolgreichsten Marketing-Anbietern aus den USA. Bei seiner Lösung steht insbesondere das Thema Inbound-Marketing im Vordergrund. Dabei handelt es sich um eine moderne, immer wichtigere Marketing-Methode, die darauf abzielt, von Kunden gefunden zu werden. Sie beinhaltet sowohl klassische Marketing-Instrumente wie PR oder Suchmaschinenoptimierung als auch neuere Methoden wie Content Marketing, Social Media Marketing und Conversion-Optimierung. Das Ziel ist, den organischen Traffic auf die eigene Website zu steigern. Das System ermöglicht es Mittelständlern, durch die Erstellung nützlicher Inhalte wie Blogposts, Whitepapers, Fallstudien oder Videoinhalte und deren Verbreitung auf verschiedenen Kanälen ihre Reichweite zu verbessern. Zu den weiteren Hauptfunktionen von HupSpot zählen unter anderem Landing-Pages, E-Mail-Marketing- und Automatisierung. Die Anwendung wartet mit einem zentralen Online-Dashboard auf, auf denen sich sämtliche Marketinginitiativen zentral planen, durchführen und auswerten lassen. Ein weiterer Vorteil: Marketer können hier den Überblick über sämtliche Besucher, Leads und Kunden aus allen eingesetzten Marketingkanälen behalten und diese professionell managen.


Fazit

Die großen Marketing Clouds helfen Unternehmen dabei, ihre Kunden besser zu verstehen, Kampagnen effizienter durchzuführen, den Kundenservice zu optimieren und schließlich den ROI ihrer Marketing-Initiativen zu maximieren. Dabei stehen eine 360-Grad-Sicht auf den Kunden und die Gestaltung und Steuerung personalisierter Kundeninteraktionen im Vordergrund – und das über den gesamten Kundenlebenszyklus hinweg. Während sich große Enterprise-Software-Anbieter wie Oracle, Teradata, SAP oder IBM auf das Highend-Segment fokussieren, adressieren der Marktführer Adobe und die Cloud-Spezialisten Salesforce, Marketo und HubSpot ein viel breiteres Publikum. Schließlich werden nicht nur große Konzerne jeden Tag mit der zunehmenden Komplexität des modernen Marketing konfrontiert. Auch kleine und mittlere Unternehmen müssen ihre Marketing-Prozesse vereinheitlichen und optimieren, wenn sie ihren Kunden die bestmögliche Customer Experience bieten möchten.


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